Schon auf der Realschule war für mich klar, dass ich nach meinem Abitur einen Auslandsaufenthalt machen werde. Von den Lehrern bekamen wir immer mal wieder Infobroschüren, mit denen ich mich beschäftigte und durch die ich mich nach einigen Recherchen entschied, Au-Pair Mädchen in Frankreich sein zu wollen, da mir dieses Land und die Sprache schon immer gefallen haben. Schon relativ früh schrieb ich die Bewerbung an iSt. Dies hat einige Zeit gebraucht, weil man sehr viele Dinge beachten muss und einige Unterlagen benötigt bis die Bewerbung vollständig und gültig ist. Viele unterschätzen die Zeit, die man dafür investieren muss. Man sollte dies aber früh genug tun und sich wirklich ausreichend Zeit dafür nehmen. Schon relativ bald bekam ich ein Gastfamilienangebot, das ich dann auch ziemlich schnell, nach einem Telefonat und einem Skypetermin mit der Familie, annahm. Sie erschien mir gleich sehr sympathisch und ich hatte einen echt guten Eindruck von ihr. Also war für mich schon klar: Es geht nach Saint Tropez! Ich hatte ursprünglich vor, ein Jahr dort zu bleiben, verkürzte dann aber aus privaten Gründen meinen Aufenthalt auf sechs Monate. Die große Freude auf meine Abreise war sofort zu spüren, dennoch konnte ich die Tränen am Tag der Abreise nicht zurückhalten – wie sagt man so schön: Man geht immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf, sodass ich die Nacht davor überhaupt nicht schlafen konnte – einerseits vor Freude und Aufregung, andererseits aber auch vor Angst und Ungewissheit, was alles auf mich zukommen wird. Nachdem ich um drei Uhr nachts eine fast zweistündige Autofahrt zum Flughafen hinter mir hatte, ging der Flieger um sieben Uhr morgens – allerdings erst nach London, wo ich vier Stunden Aufenthalt hatte und danach erst weiter nach Nizza fliegen konnte. Danach musste ich noch mit dem Bus weiter fahren mit einmal umsteigen, sodass ich abends um halb neun todmüde in Saint Tropez ankam und nur noch ins Bett wollte. Meine Gastfamilie, die nur aus meiner Gastmutter und ihrem siebenjährigen Sohn bestand, nahm mich von Anfang an als Familienmitglied auf. Ich verstand mich super gut mit ihnen und freute mich auf meinen Aufenthalt dort. Ich hatte einen festen Wochenplan, der nicht nur aus Kinderbetreuung, sondern auch aus Haushaltsaufgaben bestand, wie das Staubsaugen und -wischen, Geschirrspülen, Wäschewaschen und Müllentsorgen - was halt so alles dazugehört. Dies bespricht man aber genau von Anfang an mit der Gastfamilie. Da das Geschäft meiner Gastmutter nicht weit von der Schule entfernt war, setzte sie ihren Sohn vor der Arbeit selber dort ab. Jeden Tag standen bei ihm Aktivitäten an. Ich holte ihn jeden Tag von der Schule ab und ging direkt danach dann entweder mit ihm ins Judotraining, in den Gitarrenunterricht oder ins Fußballtraining. Ich hatte immer dann frei, wenn sie zu Hause war. Zwei Tage die Woche hatte ich komplett frei und konnte meine Zeit verbringen wie ich wollte. Da ich auch Fußballerin bin, ging ich mit ihm ins Training, obwohl ich nicht musste, da es mein freier Tag war. Dadurch hatte ich aber das Glück, bereits nach dem zweiten Mal selber eine Kindergruppe trainieren zu dürfen und kam dann auch in die Damenmannschaft von Saint Tropez rein, mit der ich sogar die Meisterschaft und einen Pokal gewann. Ich habe sehr viel mit der Mannschaft unternommen, wodurch ich mir dort einen Freundeskreis schaffte, der mit der Zeit auch immer größer wurde. Der Kontakt bleibt heute noch bestehen und von einem Wiedersehen kann ich sicherlich auch sprechen. Als meine Gastmutter abends meistens zwischen sieben und acht Uhr nach Hause kam, konnte ich eigentlich auch immer fortgehen. Es sei denn es kam mal was dazwischen, dass sie länger arbeiten musste oder selbst was vorhatte. Während der Kleine also in der Schule war, erledigte ich die Haushaltsaufgaben und konnte dann tagsüber und spät abends das machen, worauf ich Lust hatte. Am Wochenende hingegen arbeitete ich den ganzen Tag und konnte an den Ausflügen oder Treffen der anderen Au Pairs, die man während des Aufenthalts dann kennenlernt, leider nicht teilnehmen, weil die Arbeitszeiten einfach nicht übereingestimmt haben. Der Kleine bevorzugte es sehr oft, zu Hause zu spielen. Lego, Playmobil oder Krieg spielen standen an oberster Stelle. Wir spielten aber auch oft Badminton, bei schönem Wetter draußen Fußball oder fuhren auch mal Fahrrad – je nachdem, worauf er Lust hatte. Sehr oft kamen auch die Nachbarskinder vorbei, sodass wir auch mal bastelten, malten aber vor allem Gesellschaftsspiele spielten. Die Hausaufgaben habe ich selten mit ihm gemacht, da er oft sehr lange in der Schule blieb und dort alles schon erledigte. Kochen gehörte auch zu meinen Aufgaben, allerdings machte dies auch oft meine Gastmutter. Wenn man aber Erfahrungen damit hat, ist das auch alles relativ einfach. Wenn nicht, dann wird das einem aber auch immer genau erklärt. Das alles hört sich bis hierhin vielleicht alles auch schön und gut an, aber es gab auch Probleme, die mich nach drei Monaten dann dazu brachten, Familie zu wechseln. Dies war auch die absolut richtige Entscheidung, denn die drei Monate in der neuen Familie waren deutlich schöner als die Vergangenen.
Meine neuen Gasteltern nahmen mich sofort auf und als der zweijährige Sohn vom Mittagsschlaf wach wurde, kam er gleich auf mich zu ohne mich nur einmal davor gesehen zu haben. Wir spielten den ganzen Tag und verstanden uns wirklich super – als würden wir uns schon immer kennen. Hier sah mein Tagesablauf natürlich anders aus. Morgens wachte ich auf, um dem Kleinen das Fläschchen zu machen, nach dem Frühstück die Windel zu wechseln und ihn für die Kinderkrippe anzuziehen. Wenn die Gasteltern abends nicht da waren, was meistens der Fall war, kochte ich für uns zwei und brachte den Kleinen immer selbst ins Bett, wenn er nicht gerade auf der Couch einschlief. Mitten in der Nacht ging auch mal das Heulen los, sodass ich ihn wieder zum Einschlafen bringen musste. Er kam auch oft zu mir ins Bett oder rannte zu seinen Eltern. In dieser Familie musste ich flexibler sein, weil der Kleine z.B. oft krank war und ich ihn holen musste oder er früher von der Kinderkrippe heim kam, weil meine Gastmutter ihn früher abholen musste aufgrund ihrer Arbeitszeiten, da sie zwei Jobs hatte und sie sich danach richten musste. Wir spielten alles mögliche zusammen, sei es am Sandkasten, verstecken, fangen oder Instrumente wie Gitarre oder Schlagzeug. Da die Familie ein sehr großes Haus mit Pool hatte, konnten wir draußen auch Bobbycar fahren oder bei schönem Wetter auch plantschen gehen. Das ABC und das Zählen standen auch immer mal wieder auf dem Programm. Meine Freizeit verbrachte ich hauptsächlich mit meinen Fußballmädels. Zweimal die Woche hatte ich Training, am Wochenende fuhren wir zu den Spielen, manchmal blieben wir danach noch zusammen zum Quatschen, Trinken und Essen. Wir gingen mal an den Strand essen, ins Kino oder schauten uns die Frauen-WM Spiele zusammen an. Ansonsten ging ich oft alleine bummeln, shoppen oder konnte die Sonne und den Pool zu Hause genießen. Haushalt war hier hauptsächlich saugen, wischen und die Wäsche machen. Nicht immer bekam ich einen kompletten Tag frei, wie es eigentlich sein sollte. Hingegen war mein Gehalt hier höher. Und mit meinen Gasteltern sprach ich mich dann ab, wann was ansteht. Wir richteten es uns auch mal so ein, dass sowohl sie als auch ich dann mal am Wochenende fort konnte. Der Kleine blieb nämlich ein Tag oft auch bei seinen Großeltern. Oder wir gingen alle zusammen zu dem geplanten Abend und ich fuhr früher mit dem Kleinen nach Hause. Da zwei Autos zur Verfügung standen, ging das immer ganz gut – deshalb ist ein Führerschein auch immer von sehr großem Vorteil. Ich selber bekam das Auto selten, wenn ich es für mich brauchte, andere Au-Pair Mädchen hatten aber z.B. auch ein eigenes, wodurch sie viel sehen und besichtigen konnten, da die Mobilität einfach vorhanden war. Eine Sprachschule besuchte ich nicht, da ich es für mich nicht für notwendig hielt. Von den anderen Au-Pair Mädchen, die dorthin gegangen sind, habe ich erfahren, dass man eigentlich alles schon kennt, was dort behandelt wird, weil man es auf dem Gymnasium lernt und die Sprachschule soll keinen guten Ruf haben. Ich persönlich habe es nicht gebraucht, es war auch nicht gerade billig. Und wenn die Gastfamilie es nicht anbietet, den Sprachkurs zu zahlen, dann muss man dies aus eigener Tasche tun und dann bleibt vom Gehalt nicht mehr viel übrig. Meine zweite Gastfamilie hat es mir auch angeboten, dennoch wollte ich es nicht, weil ich meiner Meinung nach schon weit genug bin, sodass mir der Kurs nicht viel gebracht hätte. Am besten lernt man sowieso, wenn man sich im normalen Alltag mit den Leuten einfach unterhält. Und auch schon nur beim Hören, kriegt man sehr viel mit. Mir lag die Sprache schon immer, aber ich merke auch, dass ich Fortschritte gemacht und das Sprechen viel flüssiger ist als vor meinem Aufenthalt. Im Endeffekt muss man es selber wissen, ob man die Sprachschule braucht oder nicht. Über meine Zeit als Au-Pair kann ich sagen, dass es insgesamt eine tolle Erfahrung war. Es läuft zwar nicht immer alles glatt, dennoch bereue ich es nicht und bin froh diesen Schritt gegangen zu sein. Schlechte Erfahrungen gehören nämlich auch dazu und die lassen einen wachsen. Wenn man die Sprache lernen, verbessern oder perfektionieren möchte, ist der Auslandsaufenthalt das Beste, was man machen kann. Zudem bekommt man einen Einblick in eine neue Kultur und eine andere Lebensweise, was sehr interessant sein kann. Außerdem lernt man sich und seine Grenzen besser kennen und wird viel selbstständiger – man lernt auf eigenen Beinen zu stehen und hat zudem einen viel besseren Einblick darauf, was das heißt, selber Kinder zu haben und steckt schon so ein bisschen in der Rolle drin. Natürlich fließen auch mal Tränen und man vermisst seine Liebsten. Es gibt aber Vor- und Nachteile. Man sollte sich das alles davor einfach gut durch den Kopf gehen lassen und sich am Besten auch bei Leuten umhören, die das schon hinter sich haben. Das ist nochmal was ganz anderes, als sich nur so ein Erfahrungsbericht durchzulesen. Dennoch habe ich versucht, euch meine sechs Monate als Au-Pair so darzustellen, dass ihr euch grob ein Bild machen könnt, wie das werden kann.